Brillanter Bernhardsson lässt Holstein Kiel vom Klassenerhalt träumen
Für Holstein Kiel ist der Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga nach dem grandiosen 3:1 (2:0)-Erfolg am Sonntag beim FC Augsburg nicht mehr nur ein Traum. Der Rückstand auf Relegationsplatz 16 beträgt für den Low-Budget-Aufsteiger lediglich noch einen Punkt.
Auch eine direkte Rettung ist rechnerisch noch möglich. Allerdings haben Hoffenheim und St. Pauli sechs Zähler mehr auf dem Konto.
Zwei Treffer von Alexander Bernhardsson (40., 51.) sowie ein verwandelter Foulelfmeter von Shuto Machino (25.) sorgten für den zweiten Erfolg in Serie der Mannschaft von Trainer Marcel Rapp. In einem sehr ereignisreichen Spiel hatten die Schleswig-Holsteiner in der Defensive viele bange Momente zu überstehen.
"Ich glaube an diese Mannschaft. Ich sehe ja seit einem Jahr, wie gut diese Spieler sind." Kiels Doppeltorschütze Alexander Bernhardsson
Der herausragende Keeper Thomas Dähne und das Augsburger Nervenflattern vor dem Gehäuse sorgten aber dafür, dass den Hausherren erst kurz vor Ultimo durch Steve Mounié der Ehrentreffer gelang (90.). Und weil die KSV nun auch in ihrem 16. Auswärtsspiel traf, stellte sie sogar nebenbei einen Bundesliga-Rekord auf. Das ist vor den Nordlichtern noch keinem anderen Club gelungen.
"So wie wir es heute und letzte Woche gemacht haben, das muss der Anspruch für die letzten Spiele sein. Jetzt kommen wir vielleicht in den Flow, den wir uns früher erhofft hatten", sagte Kiels Offensivmann Steven Skrzybski der ARD.
Holstein übersteht Augsburger Drangphase
Die KSV sah sich von Beginn an sehr hoch anlaufenden und aggressiv pressenden Augsburgern gegenüber. Die bayerischen Schwaben drückten mächtig aufs Tempo und besaßen erste Chancen. Ihre Führung schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die Gäste beschlossen, ihr Glück ebenfalls im bedingungslosen Pressing zu suchen. Das Resultat eines Duells zweier Teams mit nahezu identischer Spielanlage war eine wilde Begegnung mit diversen Torraumszenen und einem sehr hohen Unterhaltungswert.
Doppelschlag bringt KSV auf Siegerstraße
Hinten hatte Holstein dabei den schier unüberwindbaren Dähne zwischen den Pfosten und etwas Fortune - vorne war auf Bernhardsson Verlass.
Zunächst war der Schwede von Chrislain Matsima im Strafraum nur mit einer Grätsche zu stoppen, die es ansonsten primär in der Kreisliga (oder noch tieferen Spielklassen) zu sehen gibt. Den fälligen Strafstoß verwandelte Machino sicher zum 1:0.
Bald darauf wurde Bernhardsson von Skrzybski auf die Reise geschickt und hatte freie Bahn in Richtung FCA-Tor. Der Schussversuch des 26-Jährigen wurde zwar noch geblockt, den Abpraller köpfte der Angreifer dann aber ins Gehäuse.
Machino verlässt Stadion an Krücken
Spät, aber vielleicht gerade noch rechtzeitig kommt der aus Göteborg stammende Offensivmann so richtig auf Touren. Das 2:0 war bereits sein vierter Treffer in den vergangenen fünf Spielen. Damit aber noch nicht genug. Kurz nach der Pause war der Schwede zum zweiten Mal an diesem Nachmittag erfolgreich, an dem irgendwie alles für die "Störche" zusammenpasste. Abermals war er von Skrzybski in Szene gesetzt worden, erneut blieb Bernhardsson ganz cool und überwand Keeper Finn Dahmen mit einem Flachschuss.
Fünf Minuten später holte Rapp seinen Matchwinner vom Platz. Vermutlich auch aus Vorsichtsgründen. Denn auf den 25-Jährigen wird es in den letzten beiden Saisonspielen vielleicht noch mehr als bisher ankommen, weil Kiels Top-Torschütze Machino ausfallen könnte.
Der Japaner musste bereits vor der Pause nach einem Zweikampf mit Alexis Claude-Maurice ausgewechselt worden, in dem er umgeknickt war. Er lief nach dem Schlusspfiff mit dick bandagiertem linken Unterschenkel an Krücken über den Rasen. Am Montag werde ein MRT erstellt, so Rapp.
Kiel verteidigt leidenschaftlich, Dähne grandios
Die Auswechslungen der beiden Torschützen machten sich im zweiten Abschnitt mit zunehmender Spieldauer bemerkbar. Brauchbare Entlastungsangriffe waren Mangelware. Gegen weiterhin unvermindert anrennende Augsburger mussten die Schleswig-Holsteiner in der Abwehr Schwerstarbeit verrichten. Das machten sie mit großer Hingabe und viel Konzentration. Zudem war weiter auf Dähne Verlass, der neben Doppelpacker Bernhardsson aus einer sehr guten Kieler Mannschaft noch herausstach.
Dass Mounié Dähne kurz vor dem Schlusspfiff noch mit einem Abstauber-Tor überwinden konnte, war nur ein kleiner Schönheitsfehler aus Kieler Sicht - und trübte die große Freude über den Sieg natürlich nicht.
Eine überschwängliche Party wird es auf der Rückreise aber wohl nicht geben. Zum einen steht Holstein weiter auf einem Abstiegsplatz. Zum anderen heißen die letzten beiden Gegner in dieser Saison SC Freiburg sowie Borussia Dortmund und sind Champions-League-Anwärter.
